
Veröffentlicht am: 01. Februar 2025
100 Millisekunden braucht der Durchschnittsmensch, um sich einen ersten Eindruck seines Gegenübers zu verschaffen. Attraktivität, Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz, all das sind Eigenschaften, die in dieser Zeitspanne evaluiert werden. 7 Sekunden – das ist die Zeit, die ein Mensch benötigt, um die Persönlichkeit seines Gesprächspartners einzuschätzen und Eigenschaften, wie Dominanz und Extraversion auszumachen. 75 Sekunden verbleiben, um den ersten Eindruck zu bestätigen und die Mimik, Gestik und Sprache der betreffenden Person wahrzunehmen. Es wird kategorisiert und die Stereotypisierung rückt in den Fokus. Der folgende Artikel wird sich mit genau diesen 75 Sekunden befassen und diskutieren, wie Storytelling jede Unterhaltung zum Erfolg führen kann.
Vielen ist der Begriff des Storytellings, wenn überhaupt, nur aus der Literatur oder dem Marketing bekannt. Unter der Prämisse: “Wie schaffe ich es meine Leser zu fesseln” oder “Wie verkaufe ich mein Produkt mithilfe einer guten Story am effektivsten” entfremdet sich dieses Werkzeug von den meisten Menschen. Es stellt sich jedoch heraus, dass Storytelling vor allem in unserem Studien- und Arbeitsalltag so viel mehr zu bieten hat.
Oft ist Storytelling der alleinige Faktor, der eine langweilige Vorlesung in einen fesselnden Vortrag, oder einen gescheiterten Versuch des Networkings auf einer Veranstaltung in ein erfolgreiches Kennenlernen vieler neuer Persönlichkeiten verwandeln kann. Auch Vorstellungsgespräche und Meetings profitieren von einer fesselnden Geschichte. Die Anwendungsbereiche sind einzig durch unser Vorstellungsvermögen begrenzt.
Jede erfolgreiche Geschichte besteht aus denselben drei Komponenten. Die Einleitung bildet den Rahmen der Story, baut Vertrauen auf und richtet den Fokus auf die Gemeinsamkeiten der Gesprächspartner. Geteilte Erfahrungen oder Interessen sind oftmals ein idealer Katalysator für eine interessante Story. Stell dir beispielsweise vor, du sitzt in der Bibliothek und bereitest dich auf eine wichtige Prüfung vor. Die Person neben dir spricht dich an, da sie bemerkt, dass ihr beide für dieselbe Klausur lernt. Ihr lacht darüber, wie chaotisch die Vorlesungen waren, und tauscht euch über ein schwieriges Thema aus.
Doch eine Geschichte braucht mehr als nur eine Gemeinsamkeit – sie braucht einen Konflikt. Also erzählst du, wie du letzte Woche versucht hast, ein wichtiges Kapitel nachzuarbeiten, nur um festzustellen, dass die Vorlesungsfolien unvollständig waren. Der Prof hatte die entscheidenden Erklärungen scheinbar nur mündlich gegeben. Dein Gegenüber teilt deine Erfahrung – genau dasselbe Problem hatte er auch. Nun will er wissen, wie du das Problem lösen konntest.
Genau hier setzt die Resolution an: die Auflösung der Geschichte. Du erklärst, dass du eine ältere Mitschrift in einer Studierenden-Gruppe entdeckt hast, die genau die Informationen enthielt, die dir fehlten. Dadurch konntest du das Thema endlich verstehen. Dein Gegenüber bittet dich sofort um die Datei. Ihr merkt beide, dass ihr euch beim Lernen unterstützen könnt, und am Ende verlasst ihr die Bibliothek nicht nur mit besseren Notizen, sondern auch mit einer neuen Lerngruppe. Storytelling funktioniert genau so: Es schafft Nähe, baut Spannung auf und bleibt im Gedächtnis.
Zum Abschluss möchte ich gerne auf eine weitere spannende Anwendungsmöglichkeit des Storytellings hinweisen. Auch Abseits von Konversationen oder Vorträgen ist es nämlich ein nützliches Tool im Studium, das einen beim Lernen unterstützen kann. Mithilfe einer spannenden Geschichte lassen sich komplexe und abstrakte Lernthemen mit Emotionen assoziieren. Dies hilft dabei, sich später an das gelernte erinnern zu können. Das nächste Mal, wenn du eine scheinbar nie enden wollende Definition lernen muss, versuche, sie in eine Geschichte zu integrieren, in der jedes Wort eine entscheidende Rolle spielt. So kannst du den Lernstoff visualisieren und deine Lernziele mit Leichtigkeit erreichen.